Auf dem Foto sieht man Zusteller Franz Tausch. Er trägt eine blaue Jacke und eine dunkle Hose. Auf seinem Fahrrad hat er eine gelbe Tasche mit Zeitungen. Das Wetter auf dem Bild ist regnerisch und trüb.

„Herr Tausch sagt keiner zu mir“

Seit 50 Jahren im Einsatz

Wie Zusteller Franz Tausch die Geburtstage der Zeitungsabonnenten versüßt

Mit 82 Jahren haben sich die meisten Menschen längst zur Ruhe gesetzt. Nicht so Franz Tausch. Selbst im hohen Alter steht er morgens noch in Herrgottsfrühe mit dem ersten Hahnenschrei auf und ist Garant dafür, dass im emsländischen Lehrte am Frühstückstisch alle ihre Meppener Tagespost lesen können.

Auf dem Foto sieht man Zusteller Franz Tausch. Er trägt eine blaue Jacke und eine dunkle Hose. Auf seinem Fahrrad hat er eine gelbe Tasche mit Zeitungen. Das Wetter auf dem Bild ist regnerisch und trüb.

Seit 50 Jahren ist er im Dorf als Zeitungsbote allen bekannt. Selbst die Kinder rufen nur „Hallo Franz!“. „Herr Tausch sagt keiner zu mir“, sagt Franz, der in Andrup geboren wurde.

 

„Ich lebe aber schon seit 1963 in Lehrte.“ Seitdem wohnt er im einstigen Lehrerhaus. Die längste Zeit trug er noch mit seiner Ehefrau Elisabeth gemeinsam die Zeitungen aus. „Meine Frau ist leider vor acht Jahren verstorben“ Franz ist dreifacher Vater und fünffacher Großvater. Seine Begeisterung für den Job vererbte er an seinen Enkel Sören. Der 21-Jährige trägt in dem Dorf den EL-Kurier aus.

 

1969 startete Franz die Zustellertätigkeit. Allerdings war diese für viele Jahre nur ein Nebenerwerb. Zu Beginn seiner beruflichen Karriere arbeitete er als Heuermann und später nach einer dreijährigen Ausbildung als Landwirt. Danach war er für Hoch- und Tiefbauunternehmen unter anderem in Lingen und Haselünne unterwegs. 1965 kam er dann zur Wehrtechnischen Dienststelle nach Meppen, wo er 30 Jahre arbeitete. Während dieser Zeit startete er mit dem Zustellen der Zeitung.

Acht Kilometer unterwegs

„Auf der Erprobungsstelle musste ich morgens um 7 Uhr anfangen.“ Für ihn und seine Ehefrau Elisabeth bedeutete das, dass sie bis zu 125 Tageszeitungen vorab in Lehrte, Lehrte-Siedlung und Kreyenborg ausliefern mussten. „Das hieß: sehr früh aufstehen.“ Für die 15 Kilometer lange Tour benötigte er mit dem Fahrrad bis vor zwei Jahren von montags bis samstags zweieinhalb Stunden. „Vor zwei Jahren musste ich mich einer Hüftoperation unterziehen.“ Danach verbot ihm der Arzt die morgendliche Radtour. „Dabei hatte ich schon ein E-Bike.“ Seitdem trägt der 82-Jährige nur noch 40 Tageszeitungen im Dorf aus. Die restliche Tour übernimmt eine andere Zeitungsbotin. Ganz so flott wie früher ist er nicht mehr unterwegs. „Ich brauche dafür eineinhalb Stunden.“ Die acht Kilometer ist er mit dem Pkw bzw. zu Fuß im Einsatz. 

 

Das ist allemal sicherer als früher. Wie oft er in denen vergangenen 50 Jahren bei Schnee und Eis morgens mit dem Fahrrad bei seiner Tour gestürzt ist, hat Franz nicht gezählt. „Aber es waren schon einige Stürze“ Ernsthaft verletzt habe er sich allerdings nie. Dabei war er für „seine“ Meppener Tagespost insgesamt rund 200.000 Kilometer mit dem Drahtesel unterwegs.

 

Wer bei Franz Tausch in der Küche sitzt, dem fällt schnell ein alter Kalender mit unzähligen Namen auf. Der Kalender von „Ihr Platz“ stammt zwar aus dem Jahr 1997, ist für ihn aber aus einer anderen Sicht noch immer aktuell „Da habe ich die Namen meiner Kunden an ihren Geburtstagen eingetragen.“ In der Zeit ist es eine liebe Gewohnheit geworden, dass der 82-jährige nicht nur die Zeitung in fast jedes Lehrter Haus bringt. „Wenn einer Geburtstag hat, lege ich ihm eine Blume in die Zeitung.“ Dabei bedient sich der Rosenkavalier zu Not auch schon mal im „Nachbargarten“. Seine kleine Aufmerksamkeit wird in der Siedlung in Lehrte, in der er seit zwei Jahren nicht mehr selbst austrägt, sogar richtig vermisst: „Mehrere Menschen bedauern es, dass sie von mir keine Blume mehr zum Geburtstag bekommen.“

Tierische Begleitung

Franz hatte über viele Jahre sogar einen Vierbeiner zum Freund. „Der Hund wartete morgens auf mich.“ Franz legte ihn dann die Zeitung ins Maul. „Der Hund bekam von seinem Herrchen ein Leckerli und ich manchmal ein Schnäpschen.“ Überhaupt werde er noch heute von vielen Zeitungsabonnenten für seine treuen Dienste beschenkt. Mal sind es Pralinen oder eine Flasche Korn oder auch schon mal ein kleines Trinkgeld. Franz erinnert sich: „Auch ein Pfund Kaffee war schon dabei.“ 

 

Gebietsbeauftrager Ingo Dübbelde vom Medienvertrieb Emsland (MVE) weiß, was er an Franz Tausch hat: „Er trägt von allen Zeitungsboten der Meppener Tagespost die Zeitung am längsten aus.“ Dabei könne man sich auf den 82-Jährigen zu 100 Prozent verlassen. „Wenn  Franz wirklich einmal krank ist, was fast nie vorkommt, springt notfalls jemand aus seiner Familie ein.“

Jetzt bewerben

 

Diese Stories könnten dich auch interessieren

  • Wie läuft die Arbeit als Zusteller*in eigentlich ab? Ganz genau wissen das wahrscheinlich nur die wenigsten. Ein Selbstversuch gibt Aufschluss über den Job und seine Besonderheiten. Dafür hat Finja Jaquet die Zustellerin Beate Block eine Nacht lang auf ihrer Route begleitet.

  • Inge Karig arbeitet seit 25 Jahren als Zustellerin. Die 80-Jährige verteilt in ihrem Bezirk in Schwerin täglich rund 90 Tageszeitungen sowie Briefe. Wir haben sie während eines typischen Arbeitstages begleitet.

  • Seit mehr als 40 Jahren arbeitet Ove Ovens bereits als Zusteller. Warum er immer noch dabei ist und wie lange er noch in dem Job arbeiten will, erzählt er im Video.

[wp_blog_designer id=“3″]